Sämi wusste es einfach – eine Anekdote aus der Therapie mit Hunden
- Carol Sarbach
- 21. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Okt.
Es war während der Therapiehundeausbildung in Allschwil, vor neun Jahren. Wir waren in einem Altersheim, um Übungen mit den Hunden durchzuführen – ganz alltäglich und mit viel Ruhe. Ich war mit Sämi, meinem älteren Australian Shepherd in einer kleinen Gruppe unterwegs. Er war noch unerfahren und kannte solche Situationen daher kaum.
Wir betraten mit der Gruppe das Zimmer eines Bewohners, um unser Wissen in der Therapie mit Hunden anzuwenden. Der Mann lag im Bett und befand sich in einem Wachkoma. Still standen Sämi und ich da. Wir beobachteten, wie die anderen Mensch-Hund-Teams sich der Situation näherten. Dann waren wir an der Reihe.
Ganz selbstverständlich sprang Sämi auf das Bett. Wie nur wenige Hunde vor ihm legte er sich ruhig und entspannt neben den Mann – ohne Aufforderung und ohne zu zögern. Ich wagte kaum zu atmen. Aus Angst, diesen Moment zu zerstören, blieb ich wie erstarrt stehen. Dann senkte Sämi seinen Kopf und legte ihn sanft auf den Bauch des Bewohners – still, nah und voller Vertrauen.
Als ich später gehen wollte, blieb mein Hund einfach liegen. Er wich nicht von der Seite des Mannes und ich wusste: Das war mehr als eine Übung. Das war echte Verbindung. Weder ein Trick noch ein Training könnten einen solchen Moment kreieren. Ich spürte die Nähe, das Mitgefühl und die Präsenz von Sämi. Dieser Moment hat sich tief in meinem Herz niedergelassen und die Erinnerung daran zeigt mir immer wieder, was Worte nicht sagen können.
Sämi wusste es einfach.

Was hinter der Geschichte mit Sämi steckt
Die Therapie mit Hund ist eine Form der tiergestützten Intervention, bei der speziell ausgebildete Hunde gemeinsam mit geschulten Fachpersonen Menschen in verschiedenen Lebenssituationen begleiten. Dabei geht es nicht um medizinische Behandlungen, sondern um unterstützende Begegnungen, die emotionale, soziale und teilweise auch körperliche Prozesse anregen können. Wie die Übung mit Sämi gezeigt hat, dürfen die Tiere dabei auch Entscheidungen treffen.
Solche Einsätze finden in der Regel in folgenden Bereichen statt:
Alters- und Pflegeheime
Kliniken und Rehabilitationszentren
Schulen und Kindergärten
Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen
Der Hund wirkt dabei oft wie ein Türöffner – er kann Nähe ermöglichen, Barrieren abbauen und Situationen schaffen, in denen Kommunikation leichter fällt.
Wie eine Therapie mit Hund ablaufen kann
In der Therapie mit Hund wird der Ablauf individuell auf die Situation und die beteiligten Menschen abgestimmt. Die Gestaltung kann daher sehr unterschiedlich aussehen. Eine Sitzung beinhaltet meistens folgende Elemente:
Begrüssung und Kennenlernen: Mensch und Hund nähern sich in ihrem eigenen Tempo an.
Interaktive Übungen: Dazu können gemeinsames Spielen, Füttern, sanftes Bürsten oder kleine Bewegungsaufgaben gehören.
Ruhige Phasen: Der Hund liegt neben dem Menschen, lässt sich streicheln oder ist einfach nur präsent.
In der Regel werden diese Aktivitäten so gestaltet, dass sie Freude bereiten, Vertrauen fördern und die Aufmerksamkeit auf den Moment lenken. Es geht nicht um Leistung, sondern um Begegnung und Beziehung.

Was die Therapie mit Hunden bewirken kann
Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen zeigen, dass die Therapie mit Hund bei vielen Menschen positive Effekte auslösen kann, wie zum Beispiel:
Förderung sozialer Kontakte und Kommunikation
Unterstützung bei der Konzentration und Motivation
Anregung zur Bewegung
Beitrag zu einem Gefühl von Ruhe und Geborgenheit
Diese Wirkungen können individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Manchmal zeigt sich ein spürbarer Effekt schon nach kurzer Zeit und in anderen Fällen entwickelt er sich erst über einen längeren Zeitraum mit regelmässigen Begegnungen.
Einfühlsame Partner auf vier Pfoten
Die Geschichte von Sämi zeigt: Hunde brauchen keine Worte, um uns zu erreichen.
In der Therapie mit Hund geht es nicht nur um festgelegte Übungen, sondern um die Begegnung zwischen Mensch und Tier, um die kleinen, oft stillen Momente, die etwas in uns bewegen können.
Manchmal braucht es keine grossen Gesten, um einen Unterschied zu machen.
Manchmal reicht es, wenn ein Hund einfach da ist.
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